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             Die indische Küche

Sämige Cur­ry-Ge­rich­te und der groß­zü­gi­ge Ge­brauch un­ter­schied­lichs­ter Ge­wür­ze sind das Mar­ken­zei­chen der in­di­schen Kü­che. Da­rü­ber hin­aus kennt jede Re­gion auf dem Sub­kon­ti­nent ihre ganz ei­ge­nen Spe­ziali­tä­ten. Da­bei ist die enor­me Viel­falt der ku­li­na­ri­schen Ge­nüs­se auf dem Sub­kon­ti­nent auch Spie­gel­bild der jahr­tau­sen­de­al­ten Ge­schich­te In­diens.

Ei­ne un­ver­gess­liche Er­in­ne­rung an In­dien sind nicht nur die herr­li­chen Düf­te von Jas­min und fri­schen Ro­sen- oder San­del­holz in der war­men Luft, son­dern auch der Duft der Ge­wür­ze, die so wich­tig für die in­di­sche Kü­che sind, ganz be­son­ders um Cur­ry zu­zu­be­rei­ten.

Die in­di­sche Küche ist auch für viel­fäl­ti­ge ve­ge­ta­ri­sche Kost be­rühmt – be­son­ders für den haus­ge­mach­ten in­di­schen Rahm­kä­se. Be­kannt ist auch die Tan­doo­ri-Kü­che – Hähn­chen-, Lamm- und En­ten­fleisch oder Fisch und Scampis in Kräu­tern ma­ri­niert und in ei­nem Ton­ofen ge­bac­ken bzw. ge­grillt. Ei­ni­ge die­ser Ge­rich­te sind Spe­ziali­tä­ten der nörd­li­chen Re­gion­en. Sie sind je­doch in den meis­ten Res­tau­rants des gan­zen Lan­des er­hält­lich.

Auch hier­zu­lan­de kann man sich in in­di­schen Res­tau­rants mit knus­prig Ge­grill­tem aus dem Tan­door-Ofen, cre­mig-mil­dem Kor­ma-Ra­gouts oder feu­rig-schar­fen Cur­ry-Krea­tio­nen ver­wöh­nen las­sen. Dass die­se Köst­lich­kei­ten zum Teil auf ur­alte Koch­tra­di­tio­nen zu­rück­geh­en und nur ei­nen klei­nen Aus­schnitt der man­nig­fal­ti­gen Ge­rich­te­pa­let­te In­diens dar­stel­len, ist ver­mut­lich nur den we­nigs­ten be­wusst.

Die in­di­sche Kü­che auf ei­nen Nen­ner zu brin­gen, ist nahe­zu un­mög­lich. Zu stark un­ter­schei­den sich die re­gio­na­len Ge­rich­te und die ent­spre­chen­den Zu­be­rei­tungs­me­tho­den. Grund­sätz­lich lässt sich aber sa­gen, dass im Nor­den des Landes Milch­pro­duk­te wie Jo­ghurt, Frisch­kä­se und Ghee (But­ter­schmalz) sowie Wei­zen­brot häu­fi­ger ver­zehrt wer­den als im Sü­den. Statt­des­sen greift man dort eher auf Reis und Ko­kos-Pro­duk­te zu­rück. Die­se Re­gion gilt auch als Ur­sprung des Cur­ry. Die Be­zeich­nung des Ein­topf­ge­richts mit sei­ner typi­schen wür­zi­gen So­ße geht an­geb­lich auf das ta­mi­li­sche Wort »kari« zu­rück, was so viel wie »Sau­ce« be­deu­tet. Cur­ry ist je­doch oft be­kannt als ei­ne Mi­schung aus meh­re­ren Ge­wür­zen wie Kur­ku­ma, Kar­da­mom, Ing­wer, Ko­rian­der, Mus­kat­nuss und Mohn­sam­en. Wie die Farb­palet­te ein­es Ma­lers hat ein ein­heim­ischer Koch etwa 25 ver­schie­dene Ge­wür­ze, aus de­nen er be­kann­te Kom­bi­na­tio­nen mi­schen kann. Vie­le die­ser Ge­wür­ze sind auch we­gen ihrer me­di­zi­ni­schen Wir­kung be­kannt. Die zur Zu­be­rei­tung nö­tige Ge­würz­mi­chung nennt man in In­dien übri­gens nicht Cur­ry, son­dern Ma­sa­la.

Lin­sen und Boh­nen, ge­nannt Dal, ge­hö­ren über­all auf dem Sub­kon­ti­nent auf den Spei­se­plan, eben­so wie wei­te­re Hül­sen­früch­te, die je nach Re­gion und Ge­richt mal ge­kocht, mal zu Mehl ver­ar­bei­tet wer­den. Größ­ter Be­liebt­heit er­freu­en sich auch klei­ne Snacks wie Pa­ni­pu­ris oder Gol­gap­pas, mund­ge­rech­te Teig­bäll­chen ge­fällt mit Kar­tof­feln, Zwie­beln, Chi­li, Ta­ma­rin­de und vie­len an­de­ren Zu­ta­ten.

An­ders als in Eu­ro­pa kennt man in der in­di­schen Kü­che kei­ne Me­nü­fol­ge, d. h. al­le Ge­rich­te wer­den zur sel­ben Zeit auf­ge­tischt. Ver­schie­de­ne Sor­ten Fla­den­brot wie Nan, Cha­pa­ti oder Pa­ra­tha hel­fen, Fleisch oder Ge­mü­se ele­gant zum Mund zu füh­ren. Mit ih­nen be­ommt man die Spei­sen pro­blem­los zu fas­sen. Lin­sen- oder Boh­nen­ge­rich­te kom­bi­niert man da­ge­gen mit Reis, in­dem man da­raus klei­ne Bäll­chen formt. Für Be­su­cher aus dem Aus­land ei­ne He­raus­for­de­rung, die Übung be­darf.

Ab­ge­seh­en von Was­ser wer­den meist kei­ne Ge­trän­ke zum Es­sen ge­reicht. Die Tee-Milch-Mix­tur Ma­sa­la Chai, einen Kaf­fee oder ein küh­les Bier – in Indien wird seit den 20er Jah­ren des 19. Jahr­hun­derts Bier ge­braut – ge­nießt man erst nach ei­ner Mahl­zeit. So wird der Ge­schmack der auf­wen­dig ge­würz­ten Spei­sen nicht be­ein­träch­tigt. Eben­so ver­führt man mit dem Jo­ghurt-Drink Las­si, der auch ger­ne als Er­fri­schung ge­trun­ken wird.


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